Interview mit Miguel Diaz

Miguel Diaz ist Fachreferent von Neue Wege für Jungs und hat den Boys’Day in den letzten drei Jahren evaluiert. Mit einem standardisierten Fragebogen wurden die teilnehmenden Schüler, die Schulen sowie die Unternehmen und Organisationen, die einen Boys’Day-Platz angeboten haben, befragt. Wir haben Miguel Diaz danach gefragt, welchen Nutzen der Boys‘ Day – Jungen-Zukunftstag für Kitas und für Schüler, die in den Erzieherberuf schnuppern hat?

Foto: Privat.

Welches sind die zentralen Ergebnisse der Evaluation im Kontext des Erzieherberufs aus Sicht der Schüler, aber auch aus Sicht der teilnehmenden Kitas und Kita-Träger?

Kindertagesstätten und Kindergärten sind am Boys’Day besonders aktiv. Sie machen fast 40% der gesamten Boys’Day Angebote aus und stellen am Boys’Day für jeden 4. teilnehmenden Schüler einen Praktikumsplatz für eine eintägige Berufsfelderkundung zur Verfügung. Im Vergleich zu Schülern die in anderen Institutionen ihr Praktikum absolvierten, hat es den Jungen in den Kitas mit knapp 63% besonders häufig sehr gut gefallen (für die Gesamtgruppe liegt der Wert bei 53%). Dieses hohe Maß an Zufriedenheit spiegelt sich auch in der großen Anzahl der Schüler wieder, die auch im nächsten Jahr sehr gerne bzw. gerne am Boys’Day teilnehmen möchten (75%). Erfreulich ist auch, dass die Hälfte der Schüler die eine Kita besuchten angibt am Boys’Day einen Beruf kennen gelernt zu haben, der sie interessiert und knapp ein Viertel kann sich sogar vorstellen, später dort zu arbeiten.
Auch bei den Kitas selber kommt der Boys’Day gut an: 42% von ihnen sind mit ihm sehr zufrieden und weitere 41% sind zufrieden (wirklich unzufrieden sind nur unter 3%). Für knapp 80% von ihnen ist der Boys’Day ein jährlich immer wiederkehrendes Ereignis, mit dem Personalressourcen für die Zukunft erschlossen und vor allem aber der Männeranteil ausgebaut werden soll. Nach Angaben der Kitas zeigten mehr als 86% der Jungen ein großes Interesse und Engagement und ein Drittel von ihnen erkundigte sich sogar nach einem Praktikumsplatz.

Rund 31.500 Jungs haben am Boys’Day – Jungen-Zukunftstag 2014 bei mehr als 5.300 Angeboten neue Wege ausprobiert. Was muss über den Boys‘ Day hinaus getan werden?

Der Boys’Day als einmal im Jahr stattfindet Tagesveranstaltung ist sicherlich dazu geeignet, denn Unterstützungsbedarf von Jungen bei der Berufs- und Lebensplanung aufzuzeigen und immer wieder zu thematisieren. Besonders durch seine praxisorientierte Ausrichtung bietet er Jungen dabei wichtige Erfahrungen für ihre Zukunftsplanung. Dennoch reicht es für eine geschlechtssensibel Berufs- und Lebensplanung sicherlich nicht aus, einmal im Jahr Jungen mit diesen Themen in Kontakt zu bringen. Es wäre wünschenswert, wenn der Boys’Day als Anlass für vertiefende Jungenangebote genutzt würde, die an weiteren Tagen oder Wochen im Jahr realisiert werden könnten und deren Erkenntnisse auch in die allgemeinen schulischen Angebote zur Berufswahl Eingang finden würden. Das es bislang mehr die Ausnahme als die Regel ist, dass Geschlechteraspekte in einem so zentralen Bereich wie der Berufs- und Lebensplanung berücksichtigt werden, schreibt die geschlechtliche Segregation des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes und die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männer und Frauen weiterhin fort. Zudem führt es dazu, dass weder Jungen, noch Mädchen ihre tatsächlichen Potentiale voll entfalten können, sondern sie vielfach von geschlechterstereotypen in ihrer Zukunftsplanung geleitet werden.

Das Projekt „Neue Wege für Jungs“ aus dem der „Boys‘ Day“ hervorgegangen ist , wird bei unserer Frühjahrstagung am 8. und 9. Mai in Berlin mit dem Thema „Berufsorientierung“ vertreten. Was erwartet unsere Besucher/innen dort?

Wir werden auf der Frühjahrstagung mit einem Infotisch und der Wanderausstellung „Typ 2020“ vertreten sein. Neben Informationen und dem Austausch von Erfahrungen am Infotisch bietet wir mit der Wanderausstellung auf insgesamt zwölf Bannern den Besucher_innen eine spannende Mischung aus sachlichen Berufsinformationen und persönlichen Eindrücken junger berufstätiger Männer.

Vielen Dank für das Interview!