Männer-Arbeitskreise

Frequently Asked Questions (FAQ) – Praktische Antworten auf relevante Fragen

Matthias Kretschmer beantwortet Fragen zur Initiierung und Begleitung von Arbeitskreisen für männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten. Er ist Koordinator des ESF-Modellprojekts „MEHR Männer in Kitas“ beim Paritätischen Sachsen und schöpft aus seinen Erfahrungen in der Begleitung von Männerarbeitskreisen und aus dem Austausch mit anderen Männerarbeitskreisen.

In unserer Einrichtung arbeitet nur ein Mann. Gibt es auch trägerübergreifende Arbeitskreisangebote?

Es ist eine geeignete Möglichkeit, (kommunale, lokale, regionale) trägerübergreifende Angebote zu entwickeln. Entscheidend ist die Entwicklungs- und Steuerungsverantwortung durch Einrichtungsleitungen oder beauftragte Fachberater/innen.

Wie viel Arbeitszeit muss ich für die Beteiligung an einem Arbeitskreis für Männer in Kitas kalkulieren?

Mitarbeitende auf Fachkraftebene in Kitas haben kein oder nur ein sehr geringes Stundenkontingent (mittelbare Arbeitszeit) die zur Fortbildung, persönlichen Reflexion oder zur Teilnahme an Arbeitskreisen genutzt werden kann. Aus diesem Grund sind Lösungen zu entwickeln, die dem bestehenden Bedarf Rechnung tragen. Erfahrungen aus bisherigen Arbeitskreisen zeigen, dass vier bis sechs Treffen im Jahr mit jeweils zwei bis drei Zeitstunden eine realistische Arbeitsbasis sind, das entspricht einem Umfang von ein bis zwei Arbeitstagen.

Bei nachgewiesener regelmäßiger Teilnahme kann diese Zeit als Fortbildungszeit angerechnet werden. Dieses Verfahren stiftet Verbindlichkeit, Anreiz und Anerkennung und überträgt der Fachkraft die Verantwortung (Nachweispflicht) zur regelmäßigen Teilnahme.

Bei Settings ohne externen Moderator ist ein zusätzlicher Arbeits- und Zeitaufwand von ca. drei Stunden pro Sitzung für den vorher bestimmten Prozessverantwortlichen zu kalkulieren (Vor- und Nachbereitung der einzelnen Treffen, Terminkoordination, fortlaufende Ergebnissicherung und Berichtswesen und Abstimmung mit den Verantwortlichen der Institutionen).

Ist eine spezielle Ausbildung zur Moderation eines Arbeitskreises für Männer in Kitas erforderlich?

Zunächst kommt es auf Interesse und Engagement der Beteiligten an, nicht auf spezifische Fähigkeiten. Das zeigen nicht zuletzt die Erfahrungen aus selbstorganisierten Arbeitskreisen, die aus der Praxis heraus entstanden sind. Oft ist es auch naheliegend, einen engagierten Erzieher mit der Organisation und Durchführung eines Arbeitskreises zu betrauen, auch wenn dieser keine besonderen Vorerfahrungen dafür mitbringt.

Grundsätzlich erfordert die Begleitung von Arbeitskreisen für Männer in Kitas jedoch Kompetenzen im Bereich der Gesprächsführung und der Moderation von Gruppenprozessen. Inhaltlich sind insbesondere Vorkenntnisse zu den Themen geschlechtstypische Kommunikation und geschlechterbewusste Pädagogik wünschenswert. Soll der Prozessverantwortliche zudem Abstimmungsprozesse mit Trägerverantwortlichen und Einrichtungsleitungen übernehmen, sind entsprechende Vorerfahrungen hilfreich.

Wird die Moderation eines Arbeitskreises von einer Fachkraft übernommen, die noch nicht über derartige Kompetenzen verfügt, muss der Träger diese durch Qualifizierungsangebote entwickeln. Dies kann im Rahmen einer beruflichen Spezialisierung ein attraktives Angebot an Mitarbeitende sein.

Wie erfahre ich als Verantwortliche/r, was in dem Arbeitskreis läuft?

Je nach gewähltem Setting (Auftrag) ist das Ausmaß der Information und Ergebnissicherung verschieden. Bei Arbeitskreisen mit einem eher reflektionsorientierten Schwerpunkt (kollegiale Beratung, Supervision) bezieht sich die Ergebnissicherung stärker auf die Strukturqualität und weniger auf die Inhalte. Arbeitskreise mit einem vorab definierten Bearbeitungsauftrag (Lernwerkstätten, thematische Fortbildungsreihen) erfordern eine vorher vereinbarte Zielformulierung. Sie setzen eine Planungsphase voraus, in der die Dokumentation und themenfeldbezogene Ergebnissicherung organisiert wird.

Wie begegne ich dem Verdacht auf „Bevorzugung“ der männlichen Kollegen durch meine weiblichen Mitarbeiterinnen?

Zur Etablierung und Anerkennung von Arbeitskreisen für Männer in Kitas ist eine professionelle und transparente Darstellung des Angebotes für weibliche Kolleginnen in den Teams wichtig. In der Praxis erzeugen derartige Angebote immer auch Fragen und evt. Verunsicherung bei Kolleginnen: „Was machen die denn da? Warum dürfen die das und dann noch in der Arbeitszeit?“ Im Idealfall sind Arbeitskreise für Männer in Kitas ein struktureller Erprobungsraum für weitere, auch gemischtgeschlechtliche arbeitsplatzbezogene Qualifizierungssettings für Mitarbeitende auf Fachkraftebene. Arbeitskreise für Männer in Kitas können zur Formulierung neuer Fortbildungsthemen im Gesamtteam und zur Weiterentwicklung der Strukturen der Fort- und Weiterbildung beitragen.

Wie lange läuft ein Arbeitskreis? Muss ich ihn, einmal angefangen, immer weiter erhalten?

Generell ist der kontinuierliche Zugang zu Reflexions- und Supervisionssettings für pädagogische Fachkräfte in Kitas notwendig und erstrebenswert. Weiterhin ist ein geschlechterreflektierter/-sensibler Reflexionsansatz ein genereller und wichtiger Qualitätsstandard. In Bezug auf Arbeitskreise für Männer in Kitas bedeutet „Verstetigung“ jedoch nicht automatisch ein unbefristetes Angebot. Insbesondere für Berufseinsteiger ist ein regelmäßig bestehendes Arbeitskreisangebot sinnvoll; die individuellen Fachkräfte werden jedoch oft nur für einen begrenzten Zeitraum daran teilnehmen. Die langfristige Etablierung eines Arbeitskreises erfordert einen langen Atem, kontinuierliches Engagement der Beteiligten und eine strukturelle Einbindung der Angebotsform in die Personalentwicklungs- und Fortbildungsstrukturen des Trägers/der Einrichtung.

Müssen alle Männer unserer Einrichtung zum Arbeitskreis gehen?

Nein. Grundsätzlich setzen Fortbildungsangebote ein persönliches Interesse und Freiwilligkeit voraus. Wenn Arbeitskreise für Männer in Kitas Teil einer Gesamtstrategie des Trägers zur Implementierung von Geschlechtergerechtigkeit und geschlechterbewusster Pädagogik sind, ist es jedoch sinnvoll, möglichst viele Einrichtungen daran zu beteiligen. Es kann dann auch vom Delegationsprinzip Gebrauch gemacht werden. Um Engagement und Nachhaltigkeit sicherzustellen ist jedoch auch dann das individuelle Interesse und Freiwilligkeit eine wichtige Voraussetzung.

Einzelne Männer haben Vorbehalte gegenüber Arbeitskreisen für Männer in Kitas und wollen das Angebot nicht nutzen. Was hat das für Ursachen?

Mögliche Hinderungsgründe können sein:

  • Männer wollen im weiblich geprägten Team nicht noch zusätzlich auffallen, noch weniger wollen sie belächelt werden („na, gehst du wieder zu deiner Männergruppe?“). Die Teilnahme an einem Arbeitskreis für Männer kann die Selbst- und Fremdwahrnehmung als Minderheit im Team verstärken. Reagieren Kolleginnen oder gar Leitungen negativ oder abwertend auf derartige Angebote, wirkt sich dies negativ aus.
  • Andererseits gibt es auch männliche Fachkräfte, die bereits männliche Kollegen haben, mit denen sie sich im Alltag austauschen können. Je mehr dies der Fall ist, umso weniger halten sie ein spezifisches Angebot nur für Männer für notwendig.
  • Männliche Erzieher haben oft eine ambivalente Einstellung zu „Männlichkeit“. Zudem haben sie in ihrer Lebensgeschichte nicht unbedingt gute Erfahrungen in geschlechtshomogenen Männergruppen gemacht. Möglicherweise assoziieren sie mit einer Männergruppe „Männerbündelei“ und lehnen dies für sich ab.
  • Das Klischeebild der gefühlsduseligen Männerselbsterfahrungsgruppe wirkt sich auch auf männliche Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen aus. Manche Männer befürchten „Psychogelaber“ und reagieren darauf mit Ablehnung: „Das habe ich nicht nötig!“
  • Fehlende strukturelle Einbindung und methodische Unklarheit des Angebots können das Interesse behindern. Ein klar formulierter Inhalt, fachlicher Bezug und angebotener Mehrwert auf persönlicher und fachlicher Ebene kann das Interesse verstärken. Eine strukturelle Einbindung des Angebots erhöht die Akzeptanz und ist gerade bei der Einführung des Angebots wichtig.

Individuelle Beweggründe für eine Nicht-Teilnahme müssen nicht benannt und analysiert werden. Manchmal kann es aber sinnvoll sein, männliche Fachkräfte zu einer Teilnahme an einem Arbeitskreis aufzufordern, denn nur durch konkrete Erfahrungen können die oft diffusen Vorbehalte geklärt und ausgeräumt werden.

(Quelle: Auszug aus der Ende 2013 erscheinenden Handreichung für die Praxis "Arbeitskreise für männliche Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen - Bestandsaufnahme, Strategien und Impulse".)