Das Thema „Gender“ in der Kooperation mit Fachschulen

Ein Erfahrungsbericht des Trägerverbunds Hessisch Oldendorf, Rinteln, Auetal und Hameln.

Der Alltag in den Kindertagesstätten wird noch immer von stereotypischen Verhaltensmustern bestimmt, welche die Entwicklung und Handlungsweisen von Kindern beeinflussen. Dieses gilt es zu verändern, damit die Kinder neue Rollenbilder kennenlernen und individuell entscheiden, wie sie ihr Leben zukünftig gestalten wollen. Daher sind geschlechtssensible Ansätze in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern wichtig, damit sich die Förderung der Gleichstellung schon auf den Bereich der frühkindlichen Erziehung und Bildung erstrecken kann.

Ein Drittel bricht Ausbildung ab

Dies soll auch durch die Erhöhung des Männeranteils in der Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin, der bundesweit bei 16,62 % liegt, unterstützt werden (Quelle: BMFSFJ: Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten - eine Studie zur Situation von Männern in Kindertagesstätten und in der Ausbildung zum Erzieher, Berlin 2010, S.13.). Davon bricht allerdings etwa ein Drittel seine Ausbildung ab. Dass die Themen „Gleichstellung“ und „Geschlechtergerechte Pädagogik“ nicht in den Lehrplänen der Fachschulen vorzufinden sind, wird als eine Ursache hierfür vermutet.

Ein Gender-Konzept für berufsbildende Schulen

Der Trägerverbund der Städte Hessisch Oldendorf, Rinteln und Hameln sowie der Gemeinde Auetal hat daher das Institut für Gender-Perspektiven (ehemals Heimvolkshochschule Frille) beauftragt, für die berufsbildenden Schulen in Hameln und Rinteln ein Konzept „Gendersensible Pädagogik in der Kita“ mit den Inhalten „geschlechtsbezogene Sichtweisen“, „geschlechtersensible Angebote für Mädchen und Jungen“ sowie „geschlechtersensible Elternarbeit“ zu entwickeln.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit in Kitas als Unterrichtseinheit

Das Ziel ist dabei, eine spezielle Unterrichtseinheit zu diesem Thema zu schaffen, die in allen berufsbildenden Schulen eingesetzt werden kann. Mit einem eigenen Konzept im Umgang mit Geschlechterrollen und Stereotypen in den Kitas sowie einer Grundlage zur Entwicklung und Reflexion einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Frauen und Männern im Team sollen sich Männer stärker in die frühkindliche Pädagogik einbringen können. Zudem spiegelt sich mit einer solchen Unterrichtseinheit die Relevanz von männlichen Pädagogen schon in der Ausbildung wider.

Kooperationsvereinbarung

Um dieses Konzept umzusetzen, hat die Stadt Hessisch Oldendorf mit den Berufsbildenden Schulen Rinteln (BBS Rinteln) eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Auf dieser Basis haben bereits Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte einerseits und für die angehenden Sozialpädagogen anderseits stattgefunden. Die Seminare sind auf äußerst positive Resonanz gestoßen und sollen mit weiteren Seminaren zu diesem Thema fortgesetzt werden.

Genderkonzept im Lehrplan implementieren

Zudem haben sich die BBS Rinteln verpflichtet, das Genderkonzept im vollen Umfang in den Lehrplan zu implementieren und somit für eine nachhaltige Verstetigung in der Ausbildung zu sorgen. Seit Januar 2013 findet eine Unterrichtseinheit zum Thema „Gendersensible Pädagogik in der Kita“ mit einem Umfang von 6 Doppelstunden statt. So haben die Offenheit auf allen Seiten, aber auch Beharrlichkeit und Zielorientiertheit dazu geführt, dass diese Thematik nachhaltig in den Lehrplan der BBS Rinteln aufgenommen wurde.

Bald in ganz Niedersachsen?

Um das Konzept überregional bekanntzumachen, hat der Trägerverbund alle niedersächsischen Fachschulen sowie das Niedersächsische Kultusministerium angeschrieben und über den hier eingeschlagenen Weg informiert. Mehrere Schulen haben mittlerweile das Konzept angefordert; das Kultusministerium wird noch in diesem Jahr (voraussichtlich August 2013) über die Ausgestaltung der künftigen Lehrpläne der berufsbildenden Schulen beraten, wobei das vom Trägerverbund der Städte Hessisch Oldendorf, Rinteln und Hameln sowie der Gemeinde Auetal initiierte Konzept vom Referat 43 des Niedersächsischen Kultusministeriums Berufliche Bildung als Themenvorschlag eingereicht werden wird.

Wir danken Ihnen für diesen umfassenden Einblick und wünschen Ihnen für die Umsetzung Ihrer Projekte und Ideen weiterhin viel Erfolg!

Ein Beitrag von: Yasemin Bas.

Hinweis des Herausgebers: Die Inhalte der Interviews spiegeln nicht immer die genauen Standpunkte der Koordinationsstelle wider.