Sicherheit gewinnen.

Wie Kitas männliche Fachkräfte vor pauschalen Verdächtigungen und Kinder vor sexualisierter Gewalt schützen können.

Männliche Fachkräfte sind in Kitas willkommen. Das haben die Erfahrungen der Koordinationsstelle und der ESF-Modellprojekte bestätigt. Trotzdem gibt es Barrieren, die Männer daran hindern, den Beruf des Erziehers zu ergreifen bzw. die ihnen später die pädagogische Praxis erschweren und zu Verunsicherungen führen können. Eine solche Barriere ist die pauschale Verdächtigung gegenüber männlichen Fachkräften. Männern wird dabei unterstellt, sie seien potentielle Missbraucher von Kindern. Wer männliche Fachkräfte für seine Kita gewinnen möchte, muss sich mit diesem Vorurteil auseinander setzen.

Kindertagesstätten müssen sichere und gewaltfreie Orte für Kinder sein, an denen sie Vertrauen fassen und sich frei entfalten können. Es ist die Aufgabe und die Pflicht der einzelnen Einrichtung und seines Trägers, Kinder vor physischer und psychischer Gewalt zu schützen.

Das Problembewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber Missbrauch in pädagogischen Institutionen ist in den letzten Jahren gewachsen. Die öffentlich gewordenen Missbrauchsskandale in pädagogischen Einrichtungen haben gezeigt, wie wichtig Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche sind. Gleichzeitig müssen Einrichtungen jedoch zugleich ihre männlichen Mitarbeiter vor pauschalen Verdächtigungen schützen. Vorherrschende stereotype Geschlechterbilder, nach denen Männer und Fürsorge scheinbar nicht zusammengedacht werden können, tragen maßgeblich dazu bei, diese pauschalen Verdächtigungen hervorzurufen.

Der Bereich der Kindertagesstätten ist besonders sensibel, weil Erzieherinnen und Erzieher schon die ganz kleinen Kinder wickeln, waschen, sie in den Arm nehmen, sie trösten …. Körperlichkeit ist insofern ein elementarer Bestandteil des Erziehungs- und Bildungsprozesses.

Pauschale Verdächtigungen und den Schutz der Kinder zusammen denken

Der Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt, aber auch der Schutz männlicher Fachkräfte vor pauschalen Verdächtigungen stehen in einem engen Zusammenhang. Die Koordinationsstelle und die Modellprojekte gehen davon aus, dass eine ausgearbeitete Schutz- und Präventionskonzeption nicht nur die Kinder einer Kindertagesstätte vor sexualisierter und psychischer Gewalt und Übergriffen, sondern zugleich auch ihre männlichen Fachkräfte besser vor pauschalen Verdächtigungen schützen kann. Sich  mit pauschalen Verdächtigungen auseinanderzusetzen, ist für alle Beteiligten in Kindertagesstätten – männliche Fachkräfte, Kita-Teams, Kita-Leitungen, Kita-Träger sowie Eltern – elementar, um einen reflektierten Umgang damit zu entwickeln.

Körperliche Nähe und Grenzen / Sexualpädagogik in Kitas

Wer nach dem Schutz von Kindern fragt, eröffnet grundlegende Auseinandersetzungen damit, wie körperliche Nähe in Kitas aussehen darf oder geregelt sein soll. Die Praxis zeigt, dass Einrichtungen klare Konzepte brauchen, wie sie mit körperlicher Nähe, körperlichen Grenzen, aber auch mit kindlicher Sexualität und Neugier umgehen wollen. Wie können sich Erzieher und Erzieherinnen z. B. zu ‚Doktorspielen‘ verhalten? Welche körperliche Nähe zwischen Kindern sowie zwischen Kindern und Erwachsenen sind im Kitakontext angemessen? Wo liegen aber auch Grenzen? Wie sollten Erzieherinnen und Erzieher wie Kitaleitungen damit umgehen, wenn einmal doch Grenzen überschritten oder ein Verdacht geäußert wurde? Über diese Fragen sollen sich die beteiligten Personengruppen Klarheit verschaffen und sie verbindlich regeln.

Partizipation

Damit Kinder als gleichberechtigte und selbstbestimmte Akteurinnen und Akteure ihre eigenen (Sicherheits-)Interessen vertreten und ihr Recht auf Selbstbestimmung – auch das Selbstbestimmungsrecht über ihre Körper – erfahren können, bedarf es Instrumente der Partizipation von klein auf. Im Kontext von Präventionskonzepten in pädagogischen Einrichtungen wird deswegen hervorgehoben, wie wichtig es ist, Instrumente der Partizipation einzuführen.

Diese verschiedenen Facetten des Themas verbindet die Koordinationsstelle zu einem umfassenden Schutz- und Präventionskonzept, das wir Ihnen hier und in unserer Handreichung „Sicherheit gewinnen“ vorstellen möchten. Sie finden in diesem Newsletter Interviews, Praxisempfehlungen, Reflexionsfragen und Artikel zu den Themen pauschale Verdächtigungen gegenüber männlichen Fachkräften, Sexualpädagogik, körperliche Nähe und Grenzen, Prävention von sexuellem Missbrauch und Partizipation.