Im Interview mit Tim Rohrmann

Männerarbeitskreise als Teil eines Gesamtkonzepts geschlechtergerechter Personalentwicklung und Pädagogik

Wir haben Dr. Tim Rohrmann in einem Interview danach befragt, welchen Beitrag Arbeitskreise für männliche Kitafachkräfte zur Personal- und Organisationsentwicklung in Kitas leisten können. Dr. Tim Rohrmann ist Diplom-Psychologe und leitet seit 1996 Fortbildungen und Arbeitskreise für männliche Erzieher in Kindertagesstätten. Er war von 2010 bis 2013 Mitarbeiter der Koordinationsstelle „Männer in Kitas“ und vertritt zurzeit die Professur für Entwicklung und Bildung an der Evangelischen Hochschule Dresden.


Redaktion: Herr Dr. Rohrmann, inwiefern können Arbeitskreise für Männer in Kindertagesstätten einen wichtigen Beitrag zur Personal- und Organisationsentwicklung der Einrichtungen leisten?


Rohrmann: Arbeitskreise für männliche Fachkräfte in Kitas können in mehrfacher Hinsicht wichtig für die Personalentwicklung sein. Zunächst dienen sie dem Austausch und der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung von Männern in einem Berufsfeld, in dem sie deutlich in der Minderheit sind, nicht selten auch vereinzelt als einziger Mann in ihrem Team. Die Arbeitskreise wirken dieser Isolation sowie damit verbundenen Unsicherheiten entgegen und tragen dazu bei, Männer im Arbeitsfeld zu halten.
Unsere Erhebungen zu Männerarbeitskreisen zeigen weiter, dass diese eine Fülle verschiedener pädagogischer Themen bearbeiten und damit die fachliche Weiterqualifikation der Beteiligten unterstützen.
Schließlich beteiligen sich viele Arbeitskreise auch an Maßnahmen der Berufsorientierung – Männer sind die besten Werber für mehr Männer in Kitas.


Redaktion: Welchen institutionellen und pädagogischen Rahmen benötigt diese Arbeit?


Rohrmann: Zunächst braucht es die Unterstützung durch die Träger und Einrichtungsleitungen. So müssen Informationen über den Arbeitskreis weitergegeben werden und die männlichen Fachkräfte müssen für die Teilnahme freigestellt werden. Da viele Träger nur wenige männliche Beschäftigte haben, ist oft eine trägerübergreifende Zusammenarbeit wichtig. Eine wesentliche Rolle spielt die Leitung: Eine engagierte und kompetente Leitungsperson ist entscheidend für die nachhaltige Entwicklung eines Arbeitskreises. Dies muss von den Trägern finanziert beziehungsweise fachlich unterstützt werden. Schließlich ist wichtig, dass ein Männerarbeitskreis in ein Gesamtkonzept geschlechtergerechter Personalentwicklung und Pädagogik eingebunden wird, das von Frauen und Männern gemeinsam getragen und weiterentwickelt wird .

Redaktion: Vielen Dank für das Interview.