Neue Studie - Kitas im Aufbruch-Männer in Kitas

Die Rolle von Kitas aus Sicht von Eltern und pädagogischen Fachkräften. Sozialwissenschaftliche Repräsentativerhebung des DELTA-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung GmbH im Auftrag und in Kooperation mit der Koordinationsstelle ‚Chance Quereinstieg/Männer in Kitas‘

Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanzierte Untersuchung greift einen gesellschaftlichen Struktur- und Kulturwandel auf, die von Prof. Dr. Carsten Wippermann, Autor der Studie, als „gleichstellungsorientierte Modernisierung von Kitas“ umschrieben wird. Neben einer erstmals erhobenen Milieustrukturbeschreibung von Eltern und pädagogischen Fachkräften im Feld der Kindertageseinrichtungen (Delta-Milieus®), „die bisweilen eine enorme und unterschätzte Herausforderung“ für alle Beteiligten darstellt, stehen das berufliche Wohlgefühl und Wünsche nach Veränderungen in der Kita sowie Fremd-und Selbsterwartungen an die pädagogischen Kompetenzen der weiblichen und männlichen Fachkräfte im Vordergrund der Untersuchung.

Darüber hinaus werden Einstellungen zu unterschiedlichen gleichstellungspolitischen Fra-gestellungen erhoben: Die Bedeutung von Kitas für die Berufstätigkeit von Müttern und Vä-tern wird ebenso thematisiert, wie die Einstellungen der Eltern zu Männern als Fachkräften in Kitas und zu den Öffnungszeiten von Krippen, Kitas und Horten.

Und nicht zuletzt werden auch die gesellschaftliche Wertschätzung von Sozial- und Gesund-heitsberufen aus Sicht der Eltern und Fachkräfte sowie die Arbeitsbedingungen und Präfe-renzen der pädagogischen Fachkräfte erhoben. So haben die angestellten Frauen und Män-ner in der Regel einen unbefristeten Arbeitsvertrag und damit „eine relative Erwerbs- und Einkommenssicherheit“. Allerdings scheint die Arbeit von fachlich qualifizierten Männern in Kitas „bei einer Reihe von Einrichtungen und Trägern eine Tätigkeit auf Bewährung zu sein“, denn 9 % der weiblichen, aber 23 % der männlichen Fachkräfte haben nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Prof. Dr. Carsten Wippermann sieht darin ein weiterhin „unterschwelliges Misstrauen“ gegenüber Männern in Kitas und eine „systematische Ungleichbehandlung“ bei der es zu klären gilt, „inwieweit hier ein erheblicher Teil der Männer allein aufgrund seines Geschlechts benachteiligt oder gar arbeitsrechtlich diskriminiert wird“ (ebd.: 171ff.).

 

Weitere zentrale Ergebnisse der Studie:

Vor dem Hintergrund der Daten zum geringen Männeranteil am pädagogischen Personal in Kinderkrippen (3 Prozent), in Kindergärten (5 Prozent) und in Horten für schulpflichtige Kinder (15 Prozent) sind 78 Prozent der Eltern der Meinung, dass Kinder sowohl von weiblichen als auch von männlichen Fachkräften professionell betreut werden sollten.

62 Prozent der Eltern sind der Auffassung, die Politik sollte sich weiterhin dafür einsetzen, mehr männliche Fachkräfte für Kitas zu gewinnen.

Die Einstellungen der pädagogischen Fachkräfte zu Männern als Fachkräfte in der frühen Bildung sind noch positiver. Von allen Kita-Fachkräften sind 98 Prozent der Auffassung, dass es (viel) mehr Männer in Kindergärten und Horten geben sollte, sowie 84 Prozent, dass es auch in Kinderkrippen (viel) mehr männliche Fachkräfte geben sollte.

Über 90 Prozent der Fachkräfte sind der Auffassung, dass männliche Erzieher für die Ent-wicklung von Jungen und auch für die Entwicklung von Mädchen wichtig sind und neue wichtige Impulse für die pädagogische Arbeit in die Kita einbringen.

Von allen Fachkräften in Kitas sind 70 Prozent überzeugt, dass Kitas mit Erziehern für El-tern attraktiver sind als Einrichtungen nur mit Erzieherinnen.

So verwundert es auch nicht, dass in den letzten Jahren immer mehr Einrichtungen aktiv zur Erhöhung ihres Männeranteils beitragen: 49 Prozent der Einrichtungen haben eigene Maßnahmen unternommen, um den Anteil der Männer zu erhöhen. 2009 betrug dieser Anteil nur 32 Prozent.

Darüber hinaus wird die These, Männer seien für den Erzieher/innenberuf weniger geeignet als Frauen, von 95 Prozent der weiblichen und 97 Prozent der männlichen Fachkräfte in Kitas abgelehnt – mehrheitlich mit großer Entschiedenheit.

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