Beat the Prof. Dr. Stephan Höyng, Professor für Jungen- und Männerarbeit

Erläuterungen zum Quiz ZEIT ONLINE

Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg/Männer in Kitas".

1. Inwieweit wirkt sich die Gleichstellung der Geschlechter in Ländern Europas und der Vereinigten Staaten auf die Zufriedenheit von Männern aus?

Die Zufriedenheit von Männern ist

  • … in Ländern mit umfassenderer Gleichstellung höher.
  • … in Ländern mit geringerer Gleichstellung höher.
  • … unabhängig von der Gleichstellung der Geschlechter.
Quelle

Holter, Oystein Gullvag (2014): What is in it for men? Old Question, New Data. In: Men and Masculinities: Sage journals, Nov. 2014, S. 515 - S. 548; S. 521 ff.

Erläuterung

Die Studie von Oystein Holter anhand von Daten aus den Ländern Europas und Nordamerikas zeigt, dass Männer zufriedener sind in den Ländern, in denen Frauen gegenüber Männern relativ gleichgestellt sind. Dieses Ergebnis zeigt sich unabhängig von einer anderen auftauchenden Differenz, nämlich dass Menschen in Ländern mit einem höheren Einkommenslevel (GDP) zufriedener sind als andere.

2. Um eine Eins zu bekommen, muss ein vierzehnjähriger Junge (8. Klasse) in Freiburg  einen 200 Gramm schweren Ball laut Notentabelle weiter werfen als ein vierzehnjähriges Mädchen. Wie groß ist die Differenz

  • 10 Meter
  • 15 Meter
  • 20 Meter
Quelle

Regierungspräsident Freiburg (2012): Schulsport im RP Freiburg, Notentabellen (Mädchen für eine Eins: 27,5 m; Jungen: 47,5m)

Erläuterung

In der Notentabelle des Regierungspräsidiums Freiburg von2012 wird empfohlen, in der achten Klasse bei ca. 14 Jährigen Mädchen eine Eins bei einem Wurf von 27,5 m Weite zu geben, bei den entsprechenden Jungen erst bei 47,5m. Beim Hochsprung wird für diese Mädchen bei übersprungenen 1,28 m eine Eins empfohlen für Jungen erst bei 1,43m.
Das Lisum Berlin veröffentlichte in seinen Empfehlungen für den Sportunterricht zwar auch Leistungstabellen (mit etwas geringeren Differenzen), regt aber auch weitere Beurteilungskriterien neben sportlichen Ergebnissen an, unter anderen: Steigerung im Unterrichtszeitraum, Vielseitigkeit, Lernfähigkeit und –bereitschaft, Anstrengungsbereitschaft, Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme. vgl.  Lisum Berlin: Unterrichtsentwicklung: Bewertung und Zensierung im Fach Sport in der Grundschule 2013, Korrektur 2015; S. 15f

3. In Deutschland waren im Jahr 2016 ca. 510.000 pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten beschäftigt. Wie viele davon waren männlich?

  • ca. 22.000
  • ca. 47.000
  • ca. 94.000
Quelle

mika.koordination-maennerinkitas.de/forschung/maenneranteil-bundeslaender/ (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

In Deutschland waren im Jahr 2016 insgesamt 21.963 männliche Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen (reine Schulhorte ausgenommen) beschäftigt. Dies entspricht einem relativen Männeranteil von 4,3%.
Im Jahr 2016 stieg der Männeranteil um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Im Jahr 2016 arbeiteten 2.187 mehr Männer in Kitas als im Jahr 2015. Der Männeranteil variiert jedoch in den einzelnen Bundesländern stark. Während in den Bundesländern Hamburg (10,9%), Bremen (8,9%) und Berlin (9,6%) fast jeder zehnte Beschäftige in Kita männlich ist, kommen Männer in Kitas insbesondere in Bayern (2,9%) fast nicht vor.

4. In welchen Dimensionen pädagogischen Handelns verhalten sich männliche Erzieher signifikant anders im Spiel mit einem Kind als weibliche Erzieherinnen?

  • Einfühlsamkeit
  • Herausforderung der Kinder
  • in keiner Dimension des pädagogischen Handelns
  • Kommunikationsinhalte
Quelle

Brandes, Holger; Andrä, Markus; Röseler, Wenke; Scheider-Andrich, Petra (2016): Macht das Geschlecht einen Unterschied? Ergebnisse der „Tandem-Studie“ zu professionellem Erziehungsverhalten von Frauen und Männern. Opladen, Berlin, Toronto; Barbara Budrich, S. 71 ff

Erläuterung

Brandes u.a. haben in ihrer experimentellen Tandemstudie Pädagogen und Pädagoginnen gebeten, 20 min lang mit einem Jungen oder einem Mädchen mit den Materialen aus einem vorgegebenen Koffer zu basteln. Es wurden fünf verschiedene pädagogische Dimensionen beobachtet, aber es konnten keine relevanten Differenzen im Verhalten festgestellt werden. Nur in Gruppensituationen, die die Forscher*innen ebenfalls beobachtet haben, konnten vereinzelt spontane geschlechtstypische Verhaltensweisen beobachtet werden.

5. In welchem Bundesland gab es 2016 den höchsten Anteil an Elterngeld beziehenden Vätern?

  • Sachsen
  • Hamburg
  • Baden-Württemberg
  • Berlin
  • Saarland
Quelle

Statistisches Bundesamt (2017): Pressemitteilung Nr. 213 vom 27.06.2017 www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2017/06/PD17_213_22922.html (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

Aus einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes: WIESBADEN – Im Jahr 2016 haben 1,64 Millionen Mütter und Väter Elterngeld bezogen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 5 % mehr als im Jahr 2015. Während die Anzahl der Mütter um gut 3 % zunahm, stieg die Zahl der Elterngeld beziehenden Väter um fast 12 %.
Das Elterngeld wurde deutlich häufiger an Mütter als an Väter ausgezahlt: Die 1,28 Millionen Empfängerinnen machten 77,8 % der Beziehenden aus. Der Anteil der Väter lag im Jahr 2016 bei 22,2 % (2015: 20,9 %). Den höchsten Väteranteil gab es 2016 in Sachsen mit 26,5 %, den niedrigsten im Saarland mit 17,0 %. Der Mütter- oder Väteranteil ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Mütter- oder Väterbeteiligung, das heißt mit dem Anteil der Kinder, deren Mutter oder Vater Elterngeld bezogen hat. Diese Beteiligung kann erst ermittelt werden, wenn alle Elterngeldbezüge für einen Geburtszeitraum abgeschlossen wurden.


6. Jena ist der deutsche Landkreis mit der höchsten Beteiligung von Vätern am Elterngeld. Wie hoch liegt der Anteil Elterngeld beziehender Väter an den dazu berechtigten Vätern im Jahr 2014?

  • Ca.23%
  • Ca. 34%
  • Ca. 58%
Quelle

Statistisches Bundesamt (2016): Pressemitteilung vom 6. Oktober 2016 – 357/16 www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2016/10/PD16_357_22922.html (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

Aus einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes: WIESBADEN – In der thüringischen Stadt Jena lag die Väterbeteiligung beim Elterngeld für Nachwuchs, der im Jahr 2014 geboren wurde, bei 57,8 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, löste Jena damit den bayerischen Landkreis Main-Spessart von der Spitzenposition ab. Hier war die Väterbeteiligung mit 49,5 % am sechsthöchsten. Im Bundesdurchschnitt lag die Beteiligung von Vätern bei 34,2 %; die Mütterbeteiligung betrug 95,9 %.
In acht von zehn Kreisen (in 334 von insgesamt 402 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten) lag der Anteil der Kinder, deren Väter Elterngeld in Anspruch genommen haben, bei mindestens 25 %. In fast der Hälfte der Kreise (191) wurde sogar ein Anteil von mindestens 35 % erreicht – mit einer klaren regionalen Konzentration im Süden und Südosten Deutschlands.

7. Wenn männliche mittlere Führungskräfte im persönlichen Interview zurückblicken, mit welcher Eigenschaft bzw. mit welchem Verhalten erklären sie dann ihren eigenen beruflichen Aufstieg am häufigsten?

  • Mit ihrem Engagement, ihrer Belastbarkeit, ihrer Verfügbarkeit
  • Mit ihrer Loyalität gegenüber einem höhergestellten Unterstützer
  • Mit ihren fachlichen Fähigkeiten
Quelle

Höyng, Stephan; Puchert, Ralf (1998): Die Verhinderung der beruflichen Gleichstellung. Bielefeld; Kleine, S. 237 ff

Erläuterung

In ausführlichen Interviews berichteten uns männliche mittlere Führungskräfte zum einen, anhand welcher Kriterien sie über Einstellungen und Beförderungen entscheiden.
Am häufigsten wurden Engagement , Belastbarkeit und Verfügbarkeit genannt, dann folgen gute Darstellung, fachliche Fähigkeiten und Dienstalter.
Die eigene hohe Position wurde rückblickend am häufigsten erklärt mit der eigenen Loyalität gegenüber bestimmten Vorgesetzen und Förderern, mit der Kenntnis der Spielregeln der Organisation, mit den eigenen Verbindungen, damit, dass man „in den Kreis passte“ und mit der eigenen Durchsetzungsfähigkeit.

8. In schwierigen Situationen greifen viele Männer auf typische, unsoziale und auch selbstschädigende Bewältigungsmuster zurück. Welches der folgenden ist kein typisch männliches Bewältigungsprinzip?

  • Kontrolle
  • Rationalität
  • Internalisierung
  • Körperferne
  • Gewalt
  • Benutzung
  • Stummheit
Quelle

Böhnisch, Lothar (2003): Die Entgrenzung der Männlichkeit. Opladen; Leske und Budrich, S. 158 ff

Erläuterung

Lothar Böhnisch beschreibt in seinem Buch Die Entgrenzung der Männlichkeit, wie viele Männer in schwierigen Situationen ihr Mannsein bewältigen, indem sie immer wieder auf bestimmte Prinzipien  der zurückgreifen. Grundlegend ist dabei die „Externalisierung“, das heißt, dass jeder Konflikt möglichst nach außen gewendet wird.

9. Hegemoniale Männlichkeit ist die vorherrschende und machtvolle Art von Männlichkeit, die von vielen idealisiert und angestrebt wird. Welches Verhalten ist typisch für die gegenwärtige hegemoniale Männlichkeit?

  • Aggressives Auftreten, Gewaltandrohung und -anwendung
  • Abwertung des Verhaltens Anderer als „unmännlich“
  • Charme, Ironie, Eloquenz, Effizienz
Quellen

Robert W. Connell (1998): Männer in der Welt: Männlichkeiten und Globalisierung. In: Widersprüche: Multioptionale Männlichkeiten? Heft 67 März 1998, Kleine Verlag, Bielefeld, S. 91-105
Stuve, Olaf; Debus, Katharina (2012): Männlichkeitsanforderungen. Impulse kritischer Männlichkeitstheorie für eine geschlechterreflektierte Pädagogik mit Jungen.  In: Dissens e.V.; Debus, Katharina; Könnecke, Bernard; Schwerma, Klaus & Stuve, Olaf (Hrsg.). Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule. Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungen, Geschlecht und Bildung. Berlin: Dissens e.V., S. 43-60. Online verfügbar: www.jungenarbeit-und-schule.de (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

Raven Connell sieht als hegemoniale Männlichkeit nicht die, die am häufigsten vertreten ist, sondern eine mit Macht verbundene Position, die von vielen Männern angestrebt und vielen Frauen bewundert wird. Dies ist gegenwärtig eher der transnationale Manager als der gewalttätige oder ausgrenzende, eher untergeordnete Mann. Nach Olaf Stuve kann sich ein (zukünftiger) hegemonialer Mann auch ohne körperliche Gewalt und direkte Abwertung dominant zeigen.

10. Jungen haben am Ende ihrer Sekundarschulzeit im Durchschnitt schlechtere Lesekompetenzen als Mädchen. Welche geschlechterbezogene Differenz kann nachgewiesen werden? Jungen werden im Deutschunterricht…

  • … durch die Zensurengebung der Lehrkräfte benachteiligt.
  • …  bei Unterricht von Lehrerinnen benachteiligt..
  • von Lehrern und Lehrerinnen milder benotet
  • Geschlecht beeinflusst die Notengebung nicht
Quelle

Aktionsrat Bildung (Hrsg.) (2009): Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem. Jahresgutachten 2009 für die Vbw – Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft e.V., Wiesbaden, S. 98 - 103

Erläuterung

Jungen haben am Ende ihrer Sekundarschulzeit eine durchschnittlich schlechtere Lesekompetenz als Mädchen, Mädchen sind in Mathematik und Naturwissenschaften schlechter. Durch einen Vergleich des unabhängig von den Schulnoten erhobenen Leistungsstands von Schüler*innnen bei den Pisastudien mit deren Schulnoten und Lehrkräften konnte in einer Metastudie des Aktionsrats Bildung belegt werden, dass Lehrer ebenso wie Lehrerinnen dieselbe Leistung bei der vermeintlich schwächeren Geschlechtergruppe besser benoten.


11. Wie viele Frauen befinden sich unter den 25 reichsten Menschen der Welt?

  • Keine
  • Zwei
  • fünf
Quelle

Forbes: The world’s Billionaires (2017): www.forbes.com/billionaires/list/ (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

Die reichste Frau der Welt taucht auf Platz 14 der Forbes-Reichstenliste auf,  unter den reichsten 100 Personen finden sich zehn Frauen. Neben der klaren Männerdominanz fällt das hohe Alter der Reichsten auf: unter den reichsten 100 befindet sich nur eine Person, die jünger als 40 Jahre ist, das ist Marc Zuckerberg.

12. In einem Workshop zur Berufsorientierung wird aufgezeigt, wie sich Berufswünsche und Ausbildungsentscheidungen von Jungen und Mädchen unterscheiden. Wie heißt diese geschlechterpädagogische Strategie?

  • Dramatisierung von Geschlecht
  • Entdramatisierung von Geschlecht
  • Nicht-Dramatisierung von Geschlecht
Quelle

Debus, Katharina (2012): Dramatisierung, Entdramatisierung und Nicht-Dramatisierung in der geschlechterreflektierten Bildung. Oder: (Wie) Kann ich geschlechterreflektiert arbeiten, ohne geschlechtsbezogene Stereotype zu verstärken? In: Dissens e.V.; Debus, Katharina; Könnecke, Bernard; Schwerma, Klaus & Stuve, Olaf (Hrsg.). Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule. Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungen, Geschlecht und Bildung. Berlin: Dissens e.V., S. 149-158. Online verfügbar: www.jungenarbeit-und-schule.de (Zugriff: 10.8.2017)

Erläuterung

Mit der Dramatisierung von Geschlecht (Faulstich-Wieland) wird die Kategorie Geschlecht explizit zum Thema gemacht. Diese Thematisierung kann von den Pädagog*innen oder der Zielgruppe kommen. Hier werden Geschlechterdifferenzen betont, und es ist wichtig, im Anschluß auch wieder Gemeinsamkeiten zu benennen. Die Strategie der Entdramatisierung verfolgt in Ergänzung zur Dramatisierung das Ziel, tatsächlich sichtbar werden zu lassen, dass Geschlecht nicht das einzige und wichtigste Unterscheidungsmerkmal von Menschen ist. Bei der Nicht-Dramatisierung findet nach Katharina Debus thematisches Arbeiten zu geschlechterrelevanten Themen statt, ohne die Kategorie Geschlecht dabei in den Mittelpunkt zu stellen.

13. Wir könnten uns zurücklehnen und sagen, dass die Gleichstellung der Geschlechter in der Berufswelt weitestgehend erreicht ist, wenn das folgende Konzept verwirklicht wurde …

 

  • Gleichbehandlung – gleiche Anforderungen an alle
  • Gleichberechtigung –gleiche Rechte für alle
  • Repräsentative Chancengleichheit –quotierter Zugang
Quelle

Höyng, Stephan; Puchert, Ralf (1998): Die Verhinderung der beruflichen Gleichstellung. Bielefeld; Kleine, S. 83 ff

Erläuterung

Gleichbehandlung ist sicherlich das schwächste der drei Konzepte, denn sie berücksichtigt nicht die diversen ungleichen Voraussetzungen. Wenn von allen das Gleiche verlangt wird, kann dies zur Bevorzugung bestimmter  Gruppen führen, da Anforderungen meist auf bestimmte Zielgruppen hin entwickelt wurden.
Eine rechtliche Gleichstellung ist zwar die Voraussetzung für tatsächliche Gleichstellung in der Berufswelt, kann aber z.B. eine informelle, das Recht nicht brechende männerbündische Vernetzung und Bevorzugung nicht verhindern, da es eine totale Verfahrenskontrolle nicht geben kann.
Die repräsentative Chancengleichheit verlangt, dass der Zugang zu gesellschaftlichen Gütern und Werten unabhängig von zugeschriebenen Merkmalen wie Geschlecht gleich sein soll und misst dies am Ergebnis. Es ist also eine Quote, die nicht einmal gleiche Qualifikation voraussetzt (das wäre bedingte Chancengleichheit). Solche Quoten kennen wir vor allem aus der Politik, etwa bei der Besetzung von Kandidatenlisten bei den Grünen.