Mobile Berufsorientierung I
In diesem Beitrag schildert eine Mitarbeiterin des Dortmunder ESF-Modellprojekts „MEHR Männer in Kitas“ die Erfahrungen der AWO in der mobilen Berufsberatung. In einem für das Projekt ausgebauten Wohnwagen können sich interessierte junge Männer beispielsweise vor Jugendzentren oder am Rande von Sportveranstaltungen über den Beruf des Erziehers informieren.
Hinweis des Herausgebers: Neben dem Männermobil des Dortmunder ESF-Modellprojekts gibt es noch den Bus der Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen. Dieses Projekt stellen wir Ihnen in unserer Sonderausgabe zur „Berufsorientierung“ in zwei Wochen vor.
Seit April 2011 fährt ein „merk-würdiges“ Gefährt durch Nordrhein-Westfalen: Das MännerMobil, ein Zugfahrzeug mit Wohnwagen. Junge Männer, die sich in der Phase der Berufsorientierung befinden, werden in diesem Teilprojekt des Bundesprogrammes „MEHR Männer in Kitas“ über den Beruf des Erziehers anschaulich informiert und beraten. Um einen Wiedererkennungswert zu erzielen, erhielten Zug- und Wohnwagen eine auffällige Beklebung, die auch als eine dauerhafte, rollende Werbung für das Gesamtprojekt genutzt werden kann.
Die Innenausstattung des MännerMobils ist so gewählt, dass die Projektler Dirk Hiby (Erzieher) und Sabine Meiser (Diplom Sozialpädagogin) bis zu fünf junge Männer aufsuchend beraten können. Ein Erzieher-Quiz a la „Wer wird Millionär“ vermittelt Grundwissen über den Beruf. Auch wenn nur um Give-Aways und die Ehre gespielt wird, weckt der Wettkampf den Ehrgeiz und vor allem das Interesse der jungen Männer. Ein kurzer Beitrag des WDR über den Alltag eines Erziehers und viel lokales Informationsmaterial über Praktikumsplätze und Berufskollegs runden das Angebot ab. Anonyme Teilnehmerbefragungen unterstützen unseren Eindruck, dass junge Männer sich gern im MännerMobil beraten lassen und dabei einem berufserfahrenen Erzieher auch jede Frage stellen können. Erfreut und auch erstaunt wird die Information aufgenommen, dass Männer in Kindertageseinrichtungen gewollt sind.
Unter dem Motto „MännerMobil on Tour“ waren Dirk Hiby und Sabine Meiser bisher auf den unterschiedlichsten Plätzen und Veranstaltungen im Kreis Ennepe, in Hagen, dem Sauerland und dem Ruhrgebiet unterwegs. Insgesamt wurden 686 junge Männer, 59 Lehrer und 267 Eltern und Interessierte bis Dezember 2012 beraten.
Erfolgreich ist die Präsentation des Erzieher-Berufes vor allem auf Ausbildungsmessen, deren Veranstalter die Agentur für Arbeit, Kammern, Schulen oder Städte sind. Je nach Größe der Messe können 200-8000 Schüler über unser Angebot informiert werden. Das Programm des Projektes MännerMobils ist ebenfalls ansprechend für Berufskollegs und allgemeinbildende Schulen. Beraten wurde während der Unterrichtszeit beziehungsweise im Rahmen eines „Tags der offenen Tür“. Schulen haben mittlerweile viele Angebote zur Berufsorientierung, so dass das MännerMobil häufig in Lebensplanungstage oder Berufsorientierungswochen eingebunden wurde. Auch zur Vorbereitung des Boys Day luden uns Schulen ein.
Das MännerMobil präsentierte sich der Öffentlichkeit auf verschiedenen Veranstaltungen. Es wurden Familienfeste und Sportveranstaltungen angefahren. Auch Politiker/innen wie die Ministerpräsidentin des Landes NRW Hannelore Kraft, der Bundestagsabgeordnete Rene Röspel und die NRW-Landtagsabgeordneten Hubertus Kramer und Rainer Bovermann informierten sich am MännerMobil über unser Anliegen.
Jugendzentren, Schwimmbäder und Skateranlagen wurden ebenfalls mit dem MännerMobil aufgesucht. Um an öffentlichen Plätzen nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ beraten zu können, ist die Terminierung, geknüpft an Vorankündigungen in der örtlichen Presse notwendig. Die Nachfrage ist wetterabhängig.
Das „MännerMobil on Tour“ wurde durch die Zusage des Autohauses Opel Van Eupen in Gevelsberg, das Zugfahrzeug im Rahmen von Sozialsponsoring für die Modellprogrammphase kostenlos zur Verfügung zu stellen, ermöglicht. Der hochwertig ausgestattete Wohnwagen wurde im Rahmen des EU-Projektes angeschafft. Neben der ansprechenden Ausstattung ist vor allem eine große Sitzecke zur Beratung wichtig.
Fazit: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kindertageseinrichtungen bei den jungen Männern mit Kindheitserinnerungen verknüpft sind und daher Kitas als Bildungsträger mit ihren komplexen Anforderungen an das Personal nicht präsent sind. Junge Männer sind offen in ihrer Berufsorientierung. Häufig wird ihnen bei beruflicher Beratung die Ausbildung zum Erzieher nicht vorgestellt oder nur als Notlösung genannt. Vor allem Träger von Kindertageseinrichtungen sollten sich mehr auf Ausbildungsmessen und Schulveranstaltungen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Auch der Boys Day ist eine niedrigschwellige Möglichkeit, jungen Männern Einblicke in den Berufsalltag des Erziehers anzubieten. Wir halten es für sinnvoll, das MännerMobil auch nach Ablauf der Projektzeit weiter einzusetzen, um junge Männer auf ihrem Weg zum Erzieher begleiten zu können. Auch im Hinblick auf den generell anstehenden Fachkräftemangel in Kitas wäre das MännerMobil ein sinnvolles werbendes und beratendes Instrument.
Wir danken Ihnen für diesen umfassenden Einblick und wünschen Ihnen für die Umsetzung Ihrer Projekte und Ideen weiterhin viel Erfolg!
Hinweis des Herausgebers: Die Inhalte der Beiträge spiegeln nicht immer die genauen Standpunkte der Koordinationsstelle wider.