Körperkontakt und körperliche Nähe

Reflexionen zum Umgang mit Nähe und Grenzen

Die Beschäftigung mit pauschalen Verdächtigungen gegenüber männlichen Erziehern zeigt, dass insbesondere (aber nicht nur) männliche Fachkräfte verunsichert sind, welches Ausmaß an Körperkontakt und körperlicher Nähe in der pädagogischen Arbeit mit Kindern, insbesondere mit Kleinkindern, angemessen ist. Daher ist es zunächst wichtig hervorzuheben, dass Körperkontakt und körperliche Berührungen für das Miteinander von Kindern und Erwachsenen in Kitas grundlegend, wesentlich und unverzichtbar sind.

Dies betrifft zunächst körpernahe Pflegetätigkeiten wie das Wickeln, Waschen, An- und Ausziehen sowie Toilettengänge. Es umfasst aber auch den Ausdruck von Gefühlen bzw. Zuneigung und das Eingehen auf emotionale Bedürfnisse durch kuscheln, schmusen, beruhigen, trösten oder in den Schlaf wiegen.

Für Kinder sind Körperwahrnehmung und Körperkontakt, Gefühle und Beziehungserfahrungen nicht voneinander getrennt. Schon von daher ist es selbstverständlich, dass Kinder körperliche Nähe zu pädagogischen Bezugspersonen suchen und diese auch brauchen. Da kleine Kinder erst nach und nach verbale Fähigkeiten entwickeln, um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und andere Menschen zu verstehen, sind sie darauf angewiesen, dass Erwachsene nicht nur auf ihre körperlichen Signale reagieren, sondern auch selbst zu direkter körperlicher Kommunikation in der Lage sind. Dies gilt für alle nahen Bezugspersonen.

In der alltäglichen Begegnung mit Kindern ist es allerdings nicht immer einfach zu unterscheiden, bis zu welcher Intensität körperliche Nähe für alle Beteiligten (noch) erwünscht ist. Mögliche (körperliche) Grenzüberschreitungen sollten – unabhängig vom Geschlecht der Beteiligten – wahrgenommen und reflektiert werden.

Kitateams könnten die Themen ‚Körperlichkeit‘ und ‚körperliche Grenzen‘ reflektieren, indem sie bspw. Leitlinien zum Umgang mit Körperlichkeit und Grenzsetzungen bei Körperkontakt und körperlicher Nähe erarbeiten. Dies kann auch gemeinsam mit Eltern auf einem Elternabend geschehen.

Folgende Fragen eignen sich als Einstieg in die Reflexion:

  • Welche körperlichen Berührungen zwischen Kindern und Erwachsenen sind angemessen, welche nicht? Wo sind Zwischenbereiche?
  • Wie lässt sich angenehme von unangenehmer Nähe unterscheiden? Wie äußern Kinder, dass ihnen (körperliche) Nähe unangenehm ist?
  • In welchen Situationen überschreiten Kinder die (körperlichen) Grenzen anderer Kinder?
  • In welchen Situationen habe ich bzw. hat meine Kollegin oder mein Kollege schon mal (körperliche) Grenzen von Kindern bzw. von Kolleginnen und/oder Kollegen überschritten? Wie haben in diesen Fällen die Kinder bzw. die pädagogischen Fachkräfte reagiert?
  • Wie ist mein persönlicher Umgang mit Grenzen und Grenzverletzungen?



Diesen und weitere Texte zum Thema ‚Nähe‘ und ‚Grenzen‘ finden Sie in unserer Anfang Mai erscheinenden Handreichung „Sicherheit gewinnen. Wie Kitas männliche Fachkräfte vor pauschalen Verdächtigungen und Kinder vor sexualisierter Gewalt schützen können“, in „MEHR Männer in Kitas – Analysen, Erfahrungen und Strategien“, Hrsg. Koordinationsstelle „Männer in Kitas“ (2013/2014).

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